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Wörschacher 24-Stunden-Benefizlauf, 28. und 29. Juli 2001

Nun ist es also soweit. Nachdem ich an dieser Kult-Veranstaltung bereits zweimal als Mitglied einer Viererstaffel teilgenommen hatte, versuchte ich es heuer erstmals als Einzelläufer.

Die Vorbereitungen

Ursprünglich wollte ich auch diesen 24-Stunden-Lauf (genau so wie meinen ersten) ohne Betreuer und ohne Eigenverpflegung absolvieren. Glücklicherweise fand sich zwei Wochen vor dem Lauf jemand, der mit all seiner Kraft versuchte, mich von dieser Idee abzubringen. Franz Kafka von der LCC-Trainingsgruppe hatte es dabei nicht leicht, denn ich verhielt mich vorerst ziemlich stur.

Schließlich konnte mich Franz aber doch davon überzeugen, dass ich ohne genau geplante Nahrungsaufnahme nicht die bestmögliche Leistung erbringen kann. Da er sich schon seit längerer Zeit mit diesem Thema beschäftigt hatte, konnte er mir genau ausrechnen, welche Nährstoffe ich in welcher Menge benötigte. Er stellte mir eine passende Kombination aus Sportgetränk und Energieriegeln zusammen und reichte mir während des gesamten Laufes immer die entsprechenden Portionen. Im Nachhinein ist mir auch klar geworden, dass ich ohne diese Betreuung während des Laufes sicherlich größere Probleme gehabt hätte. Nochmals herzlichen Dank an Franz!

Los geht's

Nach der obligaten Läuferbesprechung startete pünktlich um 14 Uhr der 24-Stunden-Lauf. Bei einer Temperatur von über 30 Grad und ungetrübtem Sonnenschein setzten sich die 110 EinzelläuferInnen und etwa ebenso viele Staffel-Startläufer in Bewegung. Trotz des Badewetters waren mehrere tausend Zuschauer gekommen, die ihren wichtigen Beitrag zu der bereits legendären Atmosphäre dieser Veranstaltung leisteten.

Die (zu 99,5% asphaltierte) 1.305,5 Meter lange Runde beginnt mit einem leichten Gefälle in der Wörschacher Hauptstraße, wo sie an der Ehrengäste-Tribüne, der Verpflegungsstelle und vielen Läufer-Camps vorbeiführt. Nach zwei Linkskurven folgen etwa 400 Meter auf der Gemüsestraße parallel zur Bundesstraße (welche zuvor unterquert wurde). Dieses gerade Teilstück ist vorwiegend eben, enthält aber auch eine Kreuzung, welche durch einen im Laufe der Stunden stetig wachsenden "Berg" auf sich aufmerksam macht.

Nach einer weiteren Linkskurve geht es wieder unter der Bundesstraße hindurch und dann leicht bergauf durch die Herrengasse in Richtung Hauptstraße. Das zweifellos schönste Stück beginnt dann nach dem Erreichen der Hauptstraße, wo man vom begeisterten Publikum gleichsam ans Ende der Runde getragen wird. Ein Blick- oder Hand-Kontakt mit dem zuständigen Rundenzähler (oder der zuständigen Rundenzählerin) - und schon kann die nächste Runde beginnen.

In den ersten paar Runden versuchte ich, mein Lauftempo und die Länge der planmäßigen Gehpausen (beim Berg in der Gemüsestraße und auf einem Teil der Steigung in der Herrengasse) so anzupassen, dass ich auf eine Rundenzeit von ca. 8:30 Minuten - entsprechend einer Geschwindigkeit von 6:30 min/km - kam. Dies war gar nicht so einfach; trotz aller Bremsversuche blieb ich lange Zeit viel zu schnell.

In der siebenten Runde lag meine Rundenzeit dann endlich über acht Minuten, und erst in der 13. Runde kam ich ungefähr auf die gewünschten achteinhalb Minuten. Was aber nicht heißt, dass ich danach nicht wieder schneller wurde. Erst nach der sechsten Stunde lagen sämtliche Zeiten um die 8:30 Minuten - um sich bereits kurz darauf "von selbst" in Richtung 8:45 bis 9:00 Minuten zu verlangsamen... Irgendwie hatte ich es also wieder einmal geschafft, mich nicht an meine Vorgaben zu halten.

Wie auch immer, ich fühlte mich hervorragend und konnte den Lauf wirklich genießen. Mein Betreuer Franz versorgte mich von Anfang an regelmäßig mit "Speis' und Trank", sodass ich mich nicht aktiv darum kümmern musste. Ich brauchte nur zu nehmen, was ich bekam. Dank der ausreichenden Flüssigkeitszufuhr hatte ich keinerlei Probleme mit der Hitze.

Mittlerweile war die Sonne bereits untergegangen, und es herrschte bestes Laufwetter. Die Zeit verging wie im Flug. Kurz vor Mitternacht gab es das traditionelle Feuerwerk zu sehen. Nach 10:51 Stunden hatte ich die ersten hundert Kilometer bewältigt. Unmittelbar danach legte ich eine kurze Pause ein - unter anderem, um mir ein zweites Leibchen anzuziehen. Mir war zwar nicht kalt, aber ich wusste, dass die Temperatur noch bis auf etwa zehn Grad sinken würde.

Munter ging es danach weiter - ich bemerkte überhaupt nichts von dem immer wieder prognostizierten nächtlichen Tief. Zum Glück blieb diesmal auch der eisige Wörschacher Morgennebel aus. Erst als es bereits wieder hell geworden war, musste ich meine nächste (Entleerungs-)Pause einlegen. Bei dieser Gelegenheit wurde mir kalt, weshalb ich (so kurz vor der Wiederkehr der Sommerhitze) noch eine Jacke anziehen musste.

Nach etwa einer weiteren Stunde, kurz vor sieben Uhr, begann die Sonne wieder zu heizen. Ich kleidete mich wieder sommerlicher. Obwohl meine Rundenzeiten sich mittlerweile in Richtung 9:30 Minuten bewegten, fühlte ich mich weiterhin gut. Dies änderte sich erst, als es um etwa zehn Uhr wieder so richtig heiß wurde und die spärlichen Schatten-Inseln völlig von der Strecke verschwanden. Während der nächsten Stunde wurde mir immer klarer, dass ich diese Hitze nicht bis zum Ende des Bewerbes ertragen würde. Kurz vor elf Uhr (also etwas mehr als drei Stunden vor dem Schluss) machte ich eine Pause, um ein schattiges Plätzchen aufzusuchen.

Nach acht Minuten ging ich wieder auf die Strecke - nur um festzustellen, dass der Lauf für mich nun wohl vorbei war. Ich versuchte zu laufen, aber nach ein paar Schritten konnte ich nicht mehr. Und beim Gehen war die Hitze (wegen des nicht vorhandenen "Fahrtwindes") noch viel unerträglicher. Nach dieser Runde steuerte ich fast unbewusst auf das Schulgebäude zu, duschte mich (das war noch ein letzter Abkühlungsversuch) und setzte mich nieder, um Socken und Schuhe anzuziehen. Nach drei Stunden saß ich noch immer dort (und nein, ich bin nicht eingeschlafen). Weder mein Betreuer, noch sonst jemand schaffte es, mich wieder auf die Strecke zu bringen.

In den bis zu der Pause vergangenen 20:50 Stunden hatte ich 138 Runden (180,16 Kilometer) zurückgelegt. Das entspricht einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6:56 Minuten pro Kilometer; ich war also um 35 Sekunden pro Kilometer schneller als bei meinem ersten 24-Stunden-Lauf! Zusammen mit der letzten (gegangenen) Runde kam ich insgesamt auf 181,46 Kilometer. Dies reichte immer noch für den 19. Rang (von 99) der Männerwertung und für Platz vier (von 15) in der Altersklasse.

Was habe ich daraus gelernt?

Einerseits kann ich mit meinem Ergebnis sehr zufrieden sein, andererseits ist es schon ärgerlich: selbst wenn ich die verbleibenden drei Stunden nur gegangen wäre, hätte ich 195 Kilometer (und damit den 12. oder 13. Gesamtrang) erreichen können. Aber das Problem war ja nicht, dass ich "grundsätzlich" nicht mehr laufen konnte - nein, die Hitze hatte mich ruiniert.

Obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, wodurch nun tatsächlich mein plötzliches Aus verursacht wurde, sieht es ganz nach einer mangelhaften Kühlung aus. Ich hätte am zweiten Tag wahrscheinlich noch mehr (als einen Liter pro Stunde) trinken müssen - und die eine oder andere Dusche hätte wohl auch nicht geschadet. Ich habe aber noch immer keine Idee, wie ich häufige Duschen ohne allzu lange Unterbrechungen des Laufes bewerkstelligen kann.

Was die Kleidung betrifft, wäre tagsüber vielleicht ein kurzärmeliges Leibchen besser gewesen als ein ärmelloses, weil damit der Schweiß besser abgeführt werden kann; vielleicht hat ja auch die Sonnencreme das Schwitzen behindert. Einige Läufer verwendeten auch eine Kappe mit "Nackenschutz", um die Sonneneinstrahlung zu reduzieren - das ist wohl auch keine schlechte Idee.

In jedem Fall gibt es hier noch viel zu optimieren. Immerhin konnte ich bereits diesmal den Erfolg gezielter Verbesserungsmaßnahmen beobachten: die gut geplante Ernährung trug sicherlich stark zur Erhöhung meines Lauftempos bei, abgesehen davon verhinderte ich beispielsweise mit Erfolg das Entstehen schmerzhafter Blasen an den Füßen.

Die Atmosphäre

Wer einmal beim 24-Stunden-Lauf in Wörschach mitgemacht hat, kommt immer wieder - es ist sehr schwer, sich dem Reiz dieser Veranstaltung zu entziehen. Jedes Jahr im Sommer erwacht der ansonsten so ruhige Ort im Ennstal für ein paar Tage aus seinem Schlaf. Allen Besuchern, seien es nun Läufer, Betreuer oder Zuschauer, präsentiert sich eine einmalige Atmosphäre.

Man muss ja nicht gleich als Einzelläufer am 24-Stunden-Bewerb teilnehmen. Das Wörschacher Wochenende bietet für jeden etwas. Das Spektrum reicht dabei vom Kinderlauf über den 7,8 km langen sogenannten "Ultra-Sprint" und den heuer erstmals ausgetragenen Nacht-Halbmarathon bis zum 24-Stunden-Bewerb, welcher allein, in einer Vierermannschaft oder auch im Rahmen einer "Mega-Staffel" (mit fünf oder mehr Läufern) absolviert werden kann.

Wofür auch immer man sich entscheidet, in jedem Fall ist einem die Unterstützung durch die tausenden Zuschauer sicher. Erst sie sorgen für die einmalige Stimmung, die sämtliche Bewerbe begleitet. Natürlich wird auch ihnen einiges geboten: beispielsweise kann jeder eine oder mehrere Runden (mit oder ohne Zeitnehmung) mitlaufen und erhält danach eine Urkunde. Wem das nicht zusagt, der kann aber auch die Gegend per Hubschrauber-Rundflug erkunden.

Kommen wir aber nun wieder zu den Läuferinnen und Läufern. Sie haben der Veranstaltung nicht zuletzt durch viele Rekorde auch zu internationaler Anerkennung verholfen. Abgesehen von unzähligen österreichischen Bestleistungen stellte beispielsweise die Deutsche Helga Backhaus im Jahr 1996 mit über 228 Kilometern den Weltrekord in der Klasse W40 auf, und ein Jahr später holten sich die "Adidas CGE Läufer Weiz" mit 408 Kilometern den Staffel-Weltrekord.

Bemerkenswert ist auch der 1999 von der Russin Irina Reoutovitch aufgestellte Damen-Streckenrekord von 241 Kilometern. Diese Leistung reichte übrigens für den zweiten Gesamtrang - dabei sei auch erwähnt, dass die Läuferin einen beachtlichen Vorsprung von über 28 Kilometern auf den Drittplatzierten hatte!

Eine leichte Strecke? Zu flach? Zu kurz? Keineswegs! Die exakt vermessene 1.305,5 Meter lange Runde weist einen Höhenunterschied von neun Metern auf und ist damit durchaus als anspruchsvoll zu bezeichnen, wie eine einfache Rechnung zeigt: die schnellsten Einzelläufer absolvieren hier innerhalb von 24 Stunden über 1.600 Höhenmeter. Das entspricht etwa einem Aufstieg von Wörschach auf den fast 2.300 Meter hohen Grimming, den markantesten Berg des Ennstales...

Nur läuft man hier eben im Kreis. Das ist keineswegs so langweilig wie es vielleicht scheint. Nur so ist es möglich, dass man während des gesamten Laufes von Zuschauern angefeuert wird, und dass man zu jeder Zeit Verpflegung, Betreuer, Masseure und Erste Hilfe zur Verfügung hat. Ein Staffelbewerb, bei dem sich die Teilnehmer in relativ kurzen Abständen abwechseln, wäre anders gar nicht möglich.

Die Beliebtheit dieser eher kurzen Runde wurde im Jahr 1999 eindrucksvoll bestätigt: aufgrund der hohen Teilnehmerzahl hatte sich der Veranstalter nämlich entschlossen, die aus den ersten zehn Jahren bekannte 1,3-km-Runde auf ca. 2,3 km zu verlängern. Trotz der landschaftlichen Schönheit des hinzugekommenen Abschnittes beklagte sich nach dem Lauf eine Vielzahl von Teilnehmern über die neue Strecke, sodass seit dem Vorjahr wieder die "klassische" Runde zum Einsatz kam.


© Pascal Le Bail. Letzte Änderung: 27. 7. 2004