European Ice Trophy Zwettl, 26. Februar 2000
"Die European Ice Trophy 2000 führt über Snowtrails im naturbelassenen Truppenübungsplatz Allentsteig... Die klimatischen Bedingungen des winterlichen Waldviertels und die Streckenführung machen das Rennen zu einem Härtetest... An den Checkpoints gibt es keinerlei Verpflegung, nur heißes Wasser... Jede fremde Hilfe ist ein Disqualifikationsgrund." Soweit die Vorstellungen des Veranstalters zu diesem Bewerb. Es sollte zwei Mountainbike-Klassen ("Profi": 175 km und "Sport": 70 km) sowie eine Lauf-Klasse (43 km) geben.
Aber es kam anders. Obwohl ursprünglich zugesagt, klappte die Kooperation mit dem Bundesheer nicht, sodaß eine völlig andere Strecke (südlich von Zwettl) gewählt werden mußte. Außerdem war das Interesse an der Veranstaltung weitaus geringer als erwartet. Die Mountainbike-Profiklasse wurde abgesagt, und trotz der in Aussicht gestellten Geldpreise erschienen nicht die erhofften 300 Teilnehmer, sondern gerade einmal 72 Radfahrer und 41 Läufer am Start. Die neue Streckenlänge wurde für Radfahrer mit 56 km und für Läufer mit 44 km angegeben, wobei sich auf der Strecke zwei Checkpoints (mit Wasserausgabe) befanden.
Zu allem Überfluß zeigte sich das Wetter ganz und gar nicht winterlich - mit den erhofften Snowtrails wurde es also nichts. Aufgrund des starken Regens am Vortag hat man vermutlich schon über eine Umbenennung der Veranstaltung in "Gatsch-Trophy" nachgedacht...
Nun aber zum eigentlichen Rennen, das ich aus meiner Sicht (also der eines eher gemächlichen Läufers) beschreibe. Um 10:30 Uhr - eine halbe Stunde nach dem Mountainbike-Start - ging es für die Läufer los, bei blauem Himmel und einer Temperatur um den Gefrierpunkt. Ein Teilnehmer fiel im Startbereich besonders auf: Michael Klapil, der nur mit Singlet und Short bekleidet war und wohl keinerlei Verpflegung dabei hatte. Ich war hingegen mit meinem Fleece-Gewand offenbar etwas zu warm angezogen; die mitgeführte Verpflegung (Wasser und Riegel) hat sich aber als durchaus nützlich erwiesen...
Wie üblich hielt ich mich zu Beginn des Laufes etwas zurück. Nachdem ich auf den ersten drei Kilometern noch von einigen Läufern überholt worden war, war ich allein - und wohl im letzten Viertel des "Feldes". Der Streckenabschnitt bis zum ersten Checkpoint (ca. 14 km) war relativ eben und verlief fast vollständig im Wald - entlang des Flusses Kamp. Die Wege waren schneefrei, aber stark verwurzelt. Bis auf einige sehr schmale oder vereiste Stellen waren sie dennoch angenehm zu laufen.
Nach dem ersten Checkpoint änderte sich der Charakter der Strecke. Auf einer Länge von etwas mehr als einem Kilometer war ein Höhenunterschied von ca. 150 Metern zu bewältigen, dann gab es immer wieder kleinere Steigungen und Gefälle, und schließlich ging es relativ lang bergab. Dieser Streckenabschnitt (15 km bis zum zweiten Checkpoint) bestand etwa zu gleichen Teilen aus Straßen und Feldwegen. Obwohl ich mein Tempo nicht erhöht hatte, mußte ich zwei Läufer überholen.
Auf der letzten Etappe zeigte sich dann, wer sich richtig vorbereitet hatte. Dieser Abschnitt hatte alles zu bieten: Straßen, Wald- und Feldwege, starke Steigungen und Gefälle, Schlamm, Eis und sogar etwas Schnee. Die abwechslungsreiche Strecke motivierte mich, und ich startete wie gewohnt meine Aufholjagd. Vier Läufer hatte ich ziemlich bald eingeholt, danach war ich wieder eine Zeit lang allein, schließlich erreichte ich noch einen Läufer sowie die Führende der Damenwertung.
Nach einer Gesamtlaufzeit von ca. 4:10 Stunden begann ich mich zu wundern, warum noch immer weit und breit nichts von Zwettl zu sehen war. Nach meinen Berechnungen sollte ich eigentlich schon im Ziel sein. Aber was soll´s. Die Strecke war schön, und es störte mich überhaupt nicht, noch weiterzulaufen. Trotzdem trank ich meinen letzten Wasservorrat aus, denn lang konnte es nun wirklich nicht mehr dauern.
Bald kam ich tatsächlich auf einen Radweg, der direkt nach Zwettl führte. Dort überholte ich zwei Läufer, die bergab gingen (nicht liefen!). Unerwarteterweise folgte aber nach kurzer Zeit wieder eine Abzweigung auf einen sehr schlammigen und relativ steil bergab führenden Weg durch Felder und Wald, wo ich meine nächsten zwei "Opfer" fand. Obwohl es ihnen offensichtlich nicht besonders gut ging, konnte ich sie zum Weiterlaufen bewegen.
Schließlich war Zwettl dann doch erreicht. Eine kurze Steigung folgte noch, dann ging es durch das Ziel. Mit einer Zeit von 4:25:14 landete ich auf dem 17. Gesamtrang. Gewonnen hat natürlich Michael Klapil - in 3:08:26 und mit über 22 Minuten Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Nun durften wir auch erfahren, daß die Strecke nicht 44, sondern über 47 km lang war. Wie man sieht, war dies für mich aber eindeutig ein Vorteil!
Alles in allem möchte ich sagen, daß die Ice Trophy ein tolles Erlebnis war. Trotz der Probleme, mit denen der Veranstalter zu kämpfen hatte (notwendige Streckenänderungen, geringe Teilnehmerzahl...) war ich von der Qualität der Organisation (z.B. Streckenmarkierung, Absicherung vieler Kreuzungen durch Gendarmerie und Feuerwehr, Chip-Zeitnahme mit zwei Zwischenzeiten) begeistert. Und mit meiner Leistung bin ich ebenfalls zufrieden.