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24-Stunden-Lauf am Klopeiner See, 14. und 15. Juni 2003

Eigentlich wollte ich bereits im Vorjahr an diesem Lauf teilnehmen; der im Juni traditionell sehr dicht gedrängte österreichische Ultra-Veranstaltungskalender verhinderte dies aber. Es war auch heuer eine schwere Entscheidung, da ich durch die Terminlage in diesem Jahr nun weder einen 6- oder 12-Stunden-Lauf noch einen 100-km-Lauf absolvieren kann (zumindest nicht in Österreich). Natürlich hätte ich am Klopeiner See anstatt am 24-Stunden-Lauf auch am 6-Stunden-Lauf teilnehmen können, irgendwie reizte mich die Königsdistanz aber doch.

Der Tag davor

Am Freitag durfte ich mit dem ebenfalls für den 24-Stunden-Lauf angemeldeten Christian Chmel (der bereits im Vorjahr an dieser Veranstaltung teilgenommen hatte) im Auto an den Ort des Geschehens (St. Kanzian/Unterburg) reisen. Wir bezogen unsere Zimmer im Parkhotel (welches ich übrigens gerne weiterempfehlen möchte) und besuchten danach das Wettkampfbüro, um unsere Startnummern abzuholen. Dort wurden wir von Michael Mistelbauer persönlich empfangen und erhielten unsere Unterlagen und auch ein Veranstaltungs-T-Shirt.

Dann inspizierten wir gemeinsam die Strecke. Es handelt sich um eine 2,056 km lange Asphalt-Runde am Nordufer des Klopeiner Sees. Man verlässt auf einer relativ ebenen Straße das Start-/Ziel-Gelände. Nach dem Passieren einiger Läufercamps geht es weiter auf der Seepromenade, die mit Absperrbändern zweigeteilt ist, um die Anzahl der Kollisionen zwischen Läufern und Fußgängern (oder besser gesagt zwischen Teilnehmern und Außenstehenden) zu reduzieren.

Nach knapp einem Kilometer zweigt man ab und läuft über eine leichte Steigung durch einen Campingplatz. Nach einigen Kurven und einer kurzen etwas stärkeren Steigung befindet man sich auf dem Radweg der Norduferstraße. Hier geht es kurz bergab und dann etwa 200 Meter lang mäßig bergauf. Danach wieder abwärts, und nach einer Kurve erreicht man bald die Rundenzähler. Dann folgt noch eine scharfe Kurve, und man ist wieder am Ausgangspunkt. Ich beschloss, dass es sich um eine anspruchsvolle Strecke handelt ;-)

Nun war es Zeit zum Besuch der Palatschinken-Party. Pünktlich zu deren Beginn ging über uns ein heftiges Gewitter nieder, sodass sich das Partyzelt schnell füllte (nicht mit Wasser, sondern mit Menschen). Wir hatten die Wahl zwischen verschiedensten Palatschinken: Fleischsauce, Gemüse, Marmelade, Schokolade standen zwecks Füllung zur Auswahl. Dazu gab es ein Getränk. Die Palatschinken schmeckten sehr gut; leider war es nicht möglich, eine zweite Portion zu bekommen.

Nach dem Ende des Regens suchten wir wieder unser Hotel auf und tratschten noch ein bisschen. Kurz nach 22 Uhr ging ich zu Bett.

Der Lauftag

Nach einer ausnahmsweise einmal gut durchschlafenen Nacht (das ist bei mir "auswärts" eine Seltenheit) und einem guten Frühstück ging es an die letzten Vorbereitungen. Um 11:30 Uhr fand die (nicht besonders ausgiebige) Läuferbesprechung statt. Dabei traf ich auch Franz Kafka, der sich dankenswerterweise wieder einmal bereit erklärt hatte, mich während des Laufes mit Getränken zu versorgen. Er selbst nahm am 6-Stunden-Bewerb teil.

Um 12 Uhr ging es los. Die Teilnehmer aller Bewerbe (24 Stunden, 6 Stunden, 1 Stunde und der Staffelbewerbe) starteten bei sommerlich warmem wolkenlosem Wetter ihre "Reise". Wie üblich hatte ich einen genauen Plan für mein Tempo im Laufe des Rennens, und wie üblich hielt ich mich nicht daran: ich war von Anfang an um ca. 20-30 Sekunden pro Kilometer zu schnell. Einige Runden lief ich gemeinsam mit Franz, wodurch ich wenigstens etwas gebremst wurde. Manchmal ließ er mich aber eine Runde allein, und ich wurde sofort wieder schneller - obwohl ich von Anfang an in jeder Runde entlang aller Steigungen auf "Gehen" umschaltete und somit in jeder Runde fast drei Minuten ging.

Franz war ja nach sechs Stunden mit seinem Lauf fertig und widmete sich dann voll meiner Betreuung. Ich hatte nach sechs Stunden etwa 57,4 Kilometer absolviert und war weiterhin zu schnell unterwegs. Wahrscheinlich bildete ich mir mittlerweile ein, dass es ja ohnehin funktionieren würde...

Nun wurde es dunkel und kühler, die Straßenbeleuchtung schaltete sich ein, und es lief sich noch leichter. Wie sah es eigentlich mit meiner Platzierung aus? Ich bekam mit, dass ich mich bereits von fünften auf den dritten Rang vorgearbeitet hatte. Das kam mir ziemlich seltsam vor, denn normalerweise stoße ich erst in den letzten Stunden des Rennens in die oberen Ränge vor. Noch erstaunter war ich aber, als ich nach etwa neuneinhalb Stunden erfuhr, dass ich mittlerweile in Führung lag. Was sollte ich nun tun? Ich wusste, dass das nicht gut gehen konnte. Ich verlängerte meine Gehpausen also noch etwas. Erst jetzt, nach etwa zehn Stunden, bewegten sich meine Rundenzeiten in dem Bereich, den ich mir für die ersten sechs Stunden des Rennens vorgenommen hatte.

Nun änderte sich auch das Wetter. Zuerst gab es schönes Wetterleuchten, bald hörte man entfernte Donner, ein Sturm kam auf, und es dauerte nicht mehr lange, bis es zu schütten begann. Ich zog meine Regenjacke an und lief weiter. Eine Unmenge an Blitzen beleuchtete die Laufstrecke - ganz im Gegensatz zum elektrischen Licht, welches teilweise ausfiel und während der restlichen Nacht nicht mehr zum Leben erweckt wurde.

Die nun herrschende Finsternis sorgte gemeinsam mit den mittlerweile entstandenen großen und tiefen Wasserlacken für unerwartete Abwechslung. Die Strecke kannte ich ja bereits, so dass ich den Weg auch in der Dunkelheit fand. Aber es dauerte mehrere Runden, bis ich wusste, dass ich die größte Lacke durch Benutzung des Wegrandes umgehen konnte, denn man sah ja praktisch nichts. Ein weiteres Problem stellte die Verpflegungsstelle im Start-/Ziel-Bereich dar, die mittlerweile in das Partyzelt übersiedelt war und jetzt nur mehr mit mehreren Schritten durch mindestens 10 Zentimeter tiefen Schlamm erreichbar war. Abgesehen von diesen kleinen Unannehmlichkeiten machte mir das Laufen im Regen aber Spaß.

Die beiden ehemaligen Führenden hatten mich mittlerweile wieder überholt. Nach 12 Stunden hatte ich 113 Kilometer gesammelt, damit war ich meinem Plan um etwa zwei Kilometer voraus. Das sollte eigentlich gar nicht so schlimm sein. Ich fühlte mich auch immer noch gut, wenn auch meine Rundenzeiten langsam länger wurden. Das Gewitter war mittlerweile vorbei, der Regen hielt allerdings noch einige Stunden an.

Nach 16 Stunden und 144 Kilometern, als es bereits wieder hell wurde (und nicht mehr regnete), begannen sich Probleme abzuzeichnen. Ich verspürte das Bedürfnis, mich "kurz" niederzusetzen. Dies war wohl der Anfang vom Ende. Mittlerweile sollte ich eigentlich wissen, dass ich einem solchen Wunsch keinesfalls nachkommen darf - schon gar nicht sofort. Aber ich setzte mich dennoch und befand mich dann in einem Zustand, in dem ich überhaupt nichts mehr tun wollte. Nicht laufen, nicht gehen, aber auch nicht schlafen...

Mein Betreuer Franz meinte dann, ich solle mich eine Stunde lang auf sein bereitstehendes Luxus-Komfort-Campingbett legen und ein bisschen schlafen. Ich hatte zwar keine Lust dazu, sah in einem kurzen Schlaf dann aber doch eine geringe Chance auf Besserung der Situation und legte mich hin. Konnte ich einschlafen? Nein! Nach einer halben Stunde stellte ich fest, dass mein Puls bereits unter 60 war - ich musste also erholt sein... Ich erhob mich und lief wieder los.

Eigentlich hätte von nun an wieder alles funktionieren müssen. Ich hatte die Nacht überstanden, das Wetter war ideal (bedeckt und windstill), und ich war wieder im Laufschritt unterwegs. Außerdem wußte ich, dass ich immer noch auf dem dritten Gesamtrang lag und einen ziemlich großen Vorsprung (etwa 17 Kilometer) auf den Vierten hatte. Auch die Rundenzeiten waren in einem erträglichen Bereich.

Leider hielt die Freude darüber nicht lange, denn nach drei Runden hatte ich abermals das Gefühl, nicht mehr laufen zu können. Ich stellte fest, dass ich trotz des niedrigen Tempos völlig "fertig" war und sehr schnell atmete. Es war für mich klar, dass es mit dem Laufen für dieses Wochenende nun vorbei war. Es stellte sich nun nur mehr die Frage, was ich in den letzten sechs Stunden tun sollte.

Die erste Möglichkeit wäre gewesen, den Wettkampf trotz der Erschöpfung fortzusetzen; allerdings hätte ich dabei nur mehr gehen können, und auch das nur sehr langsam. Ich hätte damit möglicherweise meinen dritten Rang halten können, allerdings wären die verbleibenden sechs Stunden dann sicherlich alles andere als lustig gewesen. Wie ich immer wieder betone, ist der Hauptgrund für meine Teilnahme an Ultra-Bewerben aber der Spaß an der Sache.

Ich wählte also die andere Möglichkeit: ich ging ins Hotelzimmer, duschte mich und legte mich ins Bett. Auch diesmal schlief ich nicht ein. Nach etwa einer halben Stunde dachte ich wieder über ein Fortsetzen des Rennens nach, allerdings nicht lange. Denn dank des nächtlichen Regens hatten sich an meinen Füßen (trotz Vorsorge per Klebeband) einige Blasen gebildet, die jetzt (nach dem Socken- und Schuhwechsel) zu schmerzen begannen. Dies dämpfte meine Lust auf das Weiterlaufen.

Es war also endgültig vorbei. Ich betätigte mich nur mehr als Zuschauer, zuerst vom Balkon des Zimmers, später direkt an der Strecke. Nach dem Ende der 24 Stunden war ich mit meinen 152 Kilometern auf Rang 11 zurückgerutscht. Eigentlich wäre es Rang 10 gewesen; diesen verschenkte ich aber, indem ich es unterließ, am Ende des Bewerbes mit meiner Startnummer auf die Strecke zu gehen, um die in der letzten Runde zurückgelegten ca. 1,3 km vermessen zu lassen.

Ergebnisliste

Fazit

Was führte also zu dem bei weitem schlechtesten 24-Stunden-Ergebnis meiner "Karriere"? Nun ja, da gibt es nicht viel zu sagen. Ich hatte (wieder einmal) zu schnell begonnen und während des Laufes vermutlich auch (wieder einmal) zu wenig Nahrung zu mir genommen. Die Flüssigkeitsaufnahme war in Ordnung - dieses Thema habe ich offenbar mittlerweile im Griff.

Trotz des Misserfolges habe ich während dieses Laufes wieder einige wertvolle Erfahrungen gemacht. Allen voran diejenige, dass ich mich an meine Pläne für das Tempo und die Nahrungsaufnahme auch tatsächlich halten sollte. Ich hoffe, dass ich diese Erkenntnis bis zum nächsten 24-Stunden-Lauf nicht schon wieder vergessen haben werde.

Zur Veranstaltung

Der Lauf hat mir aus "veranstaltungstechnischer" Sicht sehr gut gefallen. Im Start-/Zielbereich gab es tagsüber gute Live-Musik, der Rest der Strecke war ruhig (was aber nicht unbedingt ein Nachteil sein muss). Die Runde ist auf Grund der doch relativ starken Höhendifferenz sicherlich "anspruchsvoller" als z.B. jene in Wörschach, damit wird man aber spätestens ab der zweiten Teilnahme an diesem Lauf fertig ;-)

Die Verpflegungsstelle war (abgesehen von der zum Zugang nötigen "Gatschpartie" ab dem Einsetzen des Regens) in Ordnung, es gab jederzeit Getränke sowie kalte und warme Speisen. Die Rundenzählung verlief ohne Probleme. Sie erfolgte per ChampionChip (durch die Fa. Wurmitzer) und ausserdem händisch durch die immer sehr aufmerksamen und fröhlichen Rundenzähler und -innen. Es gab regelmäßig Zwischenergebnislisten (mit Rundenzeiten), und der Veranstalter sorgte auch dafür, dass die Läufer den aktuellen Stand der Wertung tatsächlich mitbekamen (ein Service, das bei den meisten anderen Läufen fehlt). Bei der Siegerehrung wurden alle Teilnehmer auf die Bühne gerufen und bekamen eine Urkunde und eine Medaille.

Ich möchte auf jeden Fall wieder einmal an diesem Lauf teilnehmen - und zwar wieder am 24-Stunden-Bewerb. Jetzt, wo ich die "Gefahren" dieser Strecke kenne, muss ich auch einmal ein gutes Ergebnis zustande bringen können. Auf Grund der bereits erwähnten alljährlichen Terminkollisionen im Juni und der fast vollständigen Nicht-Existenz von Ultra-Bewerben im Rest des Jahres kann ich allerdings nicht versprechen, dass es bereits nächstes Jahr sein wird.


© Pascal Le Bail. Letzte Änderung: 27. 7. 2004