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12-Stunden-Lauf in Mank, 24. Juni 2000

In meinem Bekanntenkreis ist meine Leidenschaft für lange Distanzen kein Geheimnis; bereits lange bevor ich zum ersten Mal an einer Laufveranstaltung teilnahm, bewältigte ich regelmäßig mit großer Freude Strecken im Bereich zwischen 30 und 40 Kilometern.

Obwohl ich mir oft sagen lassen muß, daß solche Läufe nichts brächten und außerdem ungesund seien, stellen sie auch heute noch einen wichtigen Bestandteil meines Trainings dar. Und sie sind wohl mit ein Grund dafür, daß ich beispielsweise einen Marathon problemlos mit konstantem Tempo durchlaufen kann und mich danach auch schnell wieder erhole.

Aber die Welt endet nicht nach 42,195 Kilometern. Vor über einem Jahr lief ich in Langenzersdorf meinen ersten 50-Kilometer-Bewerb, und letzten Sommer betätigte ich mich als Staffelmitglied beim 24-Stunden-Lauf in Wörschach.

Von diesem Erlebnis war ich in jeder Hinsicht positiv beeindruckt. Ich hatte keinerlei Schwierigkeiten damit, 24 Stunden lang wach zu bleiben, und nach meinem vorsichtigen Beginn konnte ich das Tempo bis zum Schluß kontinuierlich steigern. Ich war sehr erstaunt darüber, daß ich trotz der zurückgelegten 72 Kilometer an den nachfolgenden Tagen keinerlei Schmerzen verspürte.

Dies ist nun auch schon wieder fast ein Jahr her - es war also höchste Zeit für eine neue Herausforderung. Meine Wahl fiel auf den 12-Stunden-Lauf in Mank (NÖ). Die dortige Strecke ist für Einzelläufer (es gibt auch Staffeln) sicherlich nicht einfach, denn die 1.088 Meter lange Asphalt-Runde weist über sieben Meter Höhendifferenz auf - da kommt in zwölf Stunden schon einiges an Höhenmetern zusammen. Aber es kann ja nichts passieren: selbst im Falle des vorzeitigen Aufgebens bleibt man mit den bis dahin gelaufenen Kilometern in der Wertung - ein wesentlicher Vorteil gegenüber Bewerben mit vorgegebener Distanz...

Glücklicherweise mußte ich diesen Vorteil diesmal nicht nützen. Ideale Wetterbedingungen (16°C, bewölkter Himmel) machten den Läufern das Leben leicht, sodaß ich den optimistischeren meiner beiden zuvor zurechtgelegten Pläne wählen konnte. Demnach ging ich von einer Ziel-Distanz von 110 Kilometern (102 Runden) aus, was einem Schnitt von ca. 6:30 min/km entspricht.

Um Punkt sieben Uhr morgens ging es los. Viele der 39 Einzelläufer begannen das Rennen in einem ziemlich flotten Tempo. Auch ich hatte gewisse Schwierigkeiten, mich an meine Vorgaben zu halten. Trotz meiner planmäßigen Aufenthalte an der Verpflegungsstelle (alle vier Runden) schaffte ich es einfach nicht, (einschließlich dieser Pausen) langsamer als ungefähr 5:50 min/km zu werden.

Daher beschloß ich schon bald (nach dem Motto "gehe, bevor du gehen mußt"), den steilsten Abschnitt der Runde (der ca. 50 Meter lang war) nur mehr gehend zu bewältigen. Erstaunlicherweise wurde ich auch dadurch nicht langsamer...

Nach 4:03 Stunden hatte ich 39 Runden (42,4 km) hinter mir - aber wer denkt denn bei so einem Event noch an die gute alte Marathon-Distanz? Während des Rennens tat ich es jedenfalls nicht; ich habe obige Zeit erst im Nachhinein für diesen Bericht ausgerechnet...

Die Zeit verging schnell, und ich fühlte mich ausgesprochen gut. Zu jeder vollen Stunde wurde das offizielle Zwischenergebnis verlesen, in welchem ich mich nach mittlerweile acht Stunden (und über 83 Kilometern) von Rang 26 auf Rang 11 vorgearbeitet hatte, und das bei einer praktisch konstanten Laufgeschwindigkeit.

Nach mehr als zwei Dritteln der Zeit kam aber doch der Moment, auf den ich schon lange gewartet hatte. Nach ungefähr achteinhalb Stunden sank mein Tempo plötzlich unter 6:00 min/km - jedoch ohne, daß ich mich schlecht fühlte. Zur Erinnerung: ich hatte mir als Gesamt-Schnitt 6:30 min/km vorgenommen und war meinem Plan daher bereits weit voraus.

Da es bei solchen Distanzen immer wichtig ist, bereits auf erste Anzeichen eines Problemes geeignet zu reagieren, änderte ich nun meinen Rhythmus so ab, daß ich nicht mehr alle vier, sondern schon alle drei Runden einen "Boxenstopp" an der Verpflegungsstelle einlegte. Dadurch sank mein Schnitt (den ich hier immer inklusive der Verpflegungs-Pausen angebe) endlich auf die ursprünglich projektierten 6:30 min/km.

Nach 9 Stunden und 49 Minuten hatte ich einen Grund zum Feiern: zu diesem Zeitpunkt hatte ich 92 Runden und damit (erstmals) 100 Kilometer bewältigt - und außerdem lag ich bereits auf Rang 9 der Gesamtwertung. Zwei Stunden trennten mich noch vom Ziel - die sollten wohl auch noch zu schaffen sein!

Zu Beginn der letzten Stunde begann ich damit, mein Tempo wieder zu erhöhen. Ich lief wieder vier Runden ohne Verpflegungs-Stopp und bezwang die 50 Meter lange "Berg-Etappe" ab sofort wieder im Laufschritt, anstatt sie respektvoll per Power-Walking zu überwinden. So erreichte ich über die letzten 60 Minuten wieder einen Schnitt von 6:15 min/km.

Nach meiner 110. und letzten vollständigen Runde (119,7 km) zeigte die Uhr 11:55:49 Stunden - es war also noch genug Zeit vorhanden, um die 120-Kilometer-Grenze zu überschreiten! Die Minuten und Sekunden wurden per Lautsprecher heruntergezählt, und bei Null mußten wir alle stehenbleiben und auf den Vermessungstrupp warten. Dieser bestimmte für jeden Läufer die exakte Distanz, die in der letzten Runde noch gelaufen wurde. Mit meinen 824 Metern war ich natürlich vollauf zufrieden...

Bei der Siegerehrung erfuhr ich dann, daß ich in der Gruppe der 30- bis 39-jährigen Männer den dritten Platz (von 14) belegt hatte. In der Gesamtwertung bin ich auf Rang acht (von 39) zu finden. Dies liegt weit über meinen Erwartungen, und ich erlaube mir, ein bißchen stolz darauf zu sein. Schließlich war das mein erster (durchgehender) Lauf mit mehr als 50 Kilometern, und es gelang mir, über die 12 Stunden ein Durchschnittstempo von 5:58 min/km zu laufen.

Dieser Lauf war wohl eine eindrucksvolle Bestätigung dafür, daß meine Stärke tatsächlich bei Ultra-Distanzen liegt (was ich eigentlich immer schon vermutet hatte). Ich hatte mich für diesen Erstversuch offenbar richtig vorbereitet und wählte auch während des Rennens eine gute Strategie. Eine vergleichbare Platzierung könnte ich bei einem "kurzen" Lauf wohl kaum erreichen.

Nachtrag: Aufgrund eines Rundenzähl-Fehlers bei einem anderen Teilnehmer wurde das Resultat nachträglich korrigiert - ich bin nun auf Platz 4 in der M30 (insgesamt auf Rang 9). Damit habe ich den 3. Platz um ganze 284 Meter verpaßt. Ich werde in Zukunft wohl doch etwas mehr auf meine Konkurrenten achten müssen ;-)

Zum Abschluß hier noch die Liste meiner Rundenzeiten (von links nach rechts):

06:13  06:20  06:28  06:29  06:32  06:23  06:32  06:27  06:44  06:17
06:08  06:14  06:22  06:16  06:13  06:14  06:31  06:12  06:17  06:17
06:41  05:59  06:01  05:57  07:07  05:57  05:58  06:00  06:57  05:52
05:51  05:49  06:59  05:46  05:47  05:42  06:53  05:46  05:50  05:45
07:48  05:54  05:53  05:40  07:15  05:49  05:46  05:43  07:58  05:53
05:51  05:46  07:28  05:57  05:57  05:47  07:30  05:56  05:44  05:38
08:28  05:51  05:45  05:37  07:32  05:50  05:55  05:42  07:40  05:51
05:57  05:53  07:34  05:56  05:57  05:57  08:23  06:15  06:06  05:53
09:10  06:12  06:03  10:37  06:16  05:59  09:15  06:10  05:58  08:38
06:09  06:06  09:07  06:13  06:05  09:00  06:19  06:06  09:51  06:14
06:02  08:44  06:01  06:05  05:57  08:53  06:08  06:10  07:30  05:50

© Pascal Le Bail. Letzte Änderung: 27. 7. 2004