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Langenzersdorfer Laufsporttage, 7. und 8. April 2001

Nachdem ich bereits zwei 24-Stunden-Staffel-Bewerbe (Wörschach 1999 und 2000) und einen 12-Stunden-Einzel-Bewerb (Mank 2000) mit viel Freude und unerwartet großem Erfolg bewältigt hatte, war es wohl nur mehr eine Frage der Zeit, bis ich mich erstmals als Einzelläufer an einen 24-Stunden-Lauf wagen würde.

Schon im November des Vorjahres hatte ich mich entschlossen, dieses Abenteuer im Rahmen der heurigen Langenzersdorfer Laufsporttage zu versuchen. Für diese Wahl sprachen sowohl die Nähe zu meinem Wohnort Wien (im Notfall bin ich schnell wieder zu Hause...) als auch mein Naheverhältnis zu dieser Veranstaltung - schließlich bin ich in Langenzersdorf bereits zweimal den 50-km-Bewerb gelaufen. Natürlich gibt es hier auch Nachteile: aufgrund früherer Jahre wußte ich, daß mit einer sehr kleinen Teilnehmerzahl und einer noch geringeren Menge an Zuschauern zu rechnen war; auch von der Verpflegungsstelle konnte ich mir nicht den aus Wörschach gewohnten Luxus erwarten.

Dazu ist anzumerken, daß der Lauf heuer völlig neu gestaltet wurde. Im Gegensatz zur alten 10-Kilometer-Runde ging es diesmal darum, auf einer nur 930 Meter langen asphaltierten Strecke möglichst oft die Langenzersdorfer "Seeschlacht", einen (zu dieser Jahreszeit noch ziemlich verlassenen) Badeteich, zu umrunden.

Jetzt stellte sich nur noch die Frage, welche Distanz ich mir für die 24 Stunden vornehmen sollte. Nachdem ich bei meinem vorjährigen 12-Stunden-Lauf 120,5 Kilometer zurückgelegt hatte (5:58 min/km), nahm ich mir für die ersten zwölf Stunden eine Distanz von 110 Kilometern vor, was einem Schnitt von 6:32 min/km entspricht. Für die zweite Hälfte hatte ich keinen Plan - schließlich war nicht abzusehen, wie es mir nach zwölf Stunden gehen würde. Da mir völlig klar war, daß mein Tempo im Laufe der Zeit merklich nachlassen würde, rechnete ich mit einem Endergebnis zwischen 180 und 200 Kilometern.

Nachdem ich mir noch die zuvor abgehaltenen "kurzen" Läufe (0,2 bis 9,3 km) angesehen hatte, ging es also am Samstag um 14 Uhr los. Gemeinsam mit dem 24-Stunden-Lauf, für den sich 17 Teilnehmer gefunden hatten, starteten auch die 50-km- (ebenfalls 17 Läufer) und 100-km-Bewerbe (11 Teilnehmer). Das Wetter war vorerst ideal (ca. 10°C, bewölkt, fast windstill), es war jedoch für den späteren Nachmittag und die Nacht starker Regen vorausgesagt worden.

Die ersten zehneinhalb Stunden gingen völlig ohne Schwierigkeiten vonstatten. Bereits vom Beginn an legte ich (wie geplant) jede Runde eine Gehpause von ungefähr einer Minute Länge ein. Nur so konnte ich erreichen, daß ich nicht wesentlich schneller als meine vorgesehene Durchschnittsgeschwindigkeit wurde; außerdem hat das sich ergebende Verhältnis (fünf Minuten laufen, eine Minute gehen) ja schon vielen Ultra-Läufern "Glück" gebracht. Alle vier Runden gab es dann Wasser und Nahrung von der Verpflegungsstelle.

Zum Thema Wasser: natürlich hatte die Verpflegungsstelle auch Anderes zu bieten. Da aber "unbekannte" Getränke bei solch langen Laufzeiten leicht zu Problemen führen können (beispielsweise aufgrund ihres Säuregehaltes), blieb ich bei der im Training erprobten Kombination aus Wasser und Elektrolyt-Tabletten. An Speisen nahm ich wenig zu mir - wahrscheinlich zu wenig. Dies lag sicherlich auch am mangelhaften Angebot: die Verfügbarkeit von warmen Nudeln, Reis oder Kartoffeln wäre sicherlich von Vorteil gewesen.

Dennoch stellten sich ab diesem Zeitpunkt gewisse Verdauungsprobleme ein, die mich in der Folge zu insgesamt fünf längeren Pausen zwingen sollten. Nachdem ich zur Halbzeit genau im Plan war (110 km), begann sich meine durchschnittliche Rundenzeit von knapp unter sechs auf vorerst ca. sechseinhalb Minuten zu verlängern, in den Stunden 13:15 bis 15:45 dauerten die meisten Runden sogar über sieben Minuten. Aber zum Glück hatte ich jetzt ja keinen Plan mehr ;-)

Grund für die Verlangsamung war sicherlich vor allem die Tageszeit - schließlich liege ich zu dieser Stunde normalerweise im Bett und ruhe mich aus (dies war auch am stark reduzierten Puls erkennbar). Außerdem begann es zu regnen, zeitweise kam lebhafter Wind auf, und die Temperatur sank immer weiter (vermutlich auf ca. drei Grad). Obwohl ich bereits vier Kleidungs-Schichten am Körper trug (dies entspricht meiner Trainingskleidung bei einer Temperatur von unter minus fünf Grad...), wurde mir dennoch wieder kalt. Deshalb zog ich über die Laufjacke auch noch die Jacke meines Trainingsanzuges.

Nach Tagesanbruch hatte ich ab Stunde 17 trotz des unangenehmen Wetters (Regen und Wind hielten an, es blieb kalt) ein "Zwischenhoch": die meisten Rundenzeiten lagen jetzt wieder deutlich unter sieben Minuten, und ich fühlte mich sehr gut. Leider hielt diese Phase nicht einmal zwei Stunden lang an, und danach ging es abwärts. In den Stunden 19 bis 24 dauerten sämtliche Runden länger als sieben Minuten, und ab Stunde 21:30 war ich (nach einem kurzfristigen Tief, in dem ich schon fast beschlossen hatte, für den Rest der Zeit auf "Nur-Gehen" umzuschalten) sogar über jede Runde glücklich, die ich in unter acht Minuten bewältigen konnte.

In den letzten Stunden war die Unterstützung durch meine zahlreich eintreffenden Arbeitskollegen eine sehr große Hilfe; denn die Versuchung, nach der Stunde 20 aufzuhören, war ziemlich groß (zwanzig Stunden auf der Strecke waren nämlich nötig, um gewertet zu werden). Da ich aber nun den bei weitem größten "Fan-Club" hatte, konnte ich mir so etwas natürlich nicht leisten. Immerhin legte ich in den letzten vier Stunden noch über 24 Kilometer zurück, weshalb ich in der Gesamtwertung nicht auf Rang sieben, sondern - mit 191,73 Kilometern - auf dem dritten Platz landete. Und so ganz nebenbei reichte dies zum Sieg in meiner Altersklasse!

Ergebnisliste (mit allen Rundenzeiten)

Unmittelbar nach dem Lauf fand die Siegerehrung statt. Wie auch die meisten anderen Läufer war ich aber ziemlich kaputt und bekam nicht viel davon mit. Zudem begann die linke Fußsohle zu schmerzen, da sich dort (im Gegensatz zur rechten) eine größere Anzahl von Blasen gebildet hatte. Jedenfalls war ich sehr froh, daß genügend Leute anwesend waren, die mich nach Hause bringen konnten. Denn zum Bahnhof hätte ich es in meinem Zustand wohl nicht mehr geschafft...

Abschließende Bemerkungen

Der Verlauf des Bewerbes und dessen Ergebnis entsprachen im wesentlichen meinen Erwartungen. Meine Vorbereitung war vom Lauftraining her richtig; es wäre aber sehr hilfreich gewesen, wenn ich mich im Vorfeld eingehend mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt hätte. Einige Pausen bzw. langsame Runden in den letzten neun Stunden hätten sich dadurch wohl vermeiden lassen; es wären sicherlich noch weitere zehn Kilometer "drinnen" gewesen.

Der Lauf war ein eindrucksvolles Erlebnis. Ich habe dabei einiges über Körper und Geist gelernt. Aus mentaler Sicht war der 24-Stunden-Lauf für mich wesentlich härter als beispielsweise ein 12-Stunden-Lauf. Obwohl ich keinerlei Schmerzen hatte, war ich mehrmals nahe am Aufgeben (wie auch andere Teilnehmer, welche teilweise tatsächlich vorzeitig aufgehört haben).

Die Blasen am linken Fuß (bzw. deren Rückstände) machten mir noch ungefähr eine Woche lang Probleme beim Gehen. Immerhin kam ich dadurch nicht auf die verrückte Idee, zu bald wieder mit dem Laufen zu beginnen. Abgesehen davon fühlte ich mich eigentlich schon am Tag nach dem Lauf wieder ziemlich frisch. Dennoch ist mir klar, daß es noch einige Wochen dauern wird, bis ich tatsächlich vollständig erholt bin.


© Pascal Le Bail. Letzte Änderung: 27. 7. 2004