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SCMT 100-km-Lauf in Wien, 24. Juni 2001

Vor genau einem Jahr lief ich im niederösterreichischen Mank meinen ersten 12-Stunden-Bewerb. Eigentlich wollte ich diese rundum gelungene Veranstaltung auch heuer wieder erleben; da ich für die unbedingt nötige Übernachtung vor dem Lauf (er beginnt um sechs Uhr morgens!) aber kein Quartier mehr ergattern konnte, wurde daraus leider nichts :-(

Stattdessen meldete ich mich für den einen Tag später angesetzten 100-Kilometer-Lauf des Sri Chinmoy Marathon Teams (SCMT) im Wiener Prater an. Es spricht ja einiges für diese Wahl:

  1. Der Veranstaltungsort ist nur etwa vier Kilometer von meiner Wohnung entfernt; es gibt also keinen Reise- und Nächtigungs-Stress.
  2. Der 2,5-Kilometer-Rundkurs ist eben, asphaltiert, schattig und windgeschützt, sodass man sich keine allzu großen Sorgen vor Steigungen oder wetterbedingten Schwierigkeiten machen muss.
  3. Das SCMT ist bekannt für die ausgezeichnete Betreuung der Läufer.

Nachdem ich ja bereits einen 12- und einen 24-Stunden-Lauf (mit jeweils mehr als 100 Kilometern) hinter mir hatte, war es ohnehin höchste Zeit, endlich einmal einen 100-Kilometer-Bewerb zu laufen.

Einige Gedanken widmete ich noch der Vorbereitung meiner Fußsohlen - zwecks Blasen-Prävention. Denn nach meinem letzten Ultra (dem 24-Stunden-Lauf in Langenzersdorf) waren selbige ja für etwa eine Woche ziemlich unbrauchbar gewesen; so etwas wollte ich mir nicht nochmals antun. Also klebte ich am Vorabend des Laufes die gefährdeten Stellen großzügig mit Heftpflaster ab. Blasenpflaster wäre ebenfalls in Frage gekommen; da dieses jedoch im Falle von Problemen nur sehr schwer zu entfernen ist, entschied ich mich doch für die simplere Variante und hoffte, dass sie die Dauer des Laufes überstehen würde.

Am Sonntag um 3:45 Uhr holte mich also mein Wecker aus dem Schlaf. Eine kurze Dusche, ein T-Shirt, eine Trainingshose, eine Banane, etwas Wasser - und schon saß ich im ersten U-Bahn-Zug des Tages. Normalerweise verwende ich eine solch kurze Strecke ja zum Einlaufen; da mir diesmal aber noch 100 Kilometer bevorstehen sollten, schien mir die Hilfe der Wiener Linien doch angebracht.

Eine halbe Stunde vor dem Start kam ich am Ort des Geschehens an und holte meine Startnummer ab. Etwa 45 Läuferinnen und Läufer versammelten sich im Start-/Ziel-Bereich, darunter auch einige, die ich bereits von anderen Ultra-Läufen kannte. Nach einigen kurzen Gesprächen besichtigte ich noch die sehr gut bestückte Verpflegungsstelle und legte mir dann mein Laufgewand an.

Um sechs Uhr ertönte der Start-Gong, und bei wolkenlosem Himmel und einer Temperatur von 17 Grad begann der Lauf. Ich hatte mein Tempo wie immer genau geplant: ich ging von meinem vorjährigen 12-Stunden-Lauf in Mank aus, bei dem ich den 100-km-Punkt nach 9:49 Stunden erreicht hatte, und nahm mir (auf Grund der etwas leichteren Strecke und der insgesamt kürzeren Laufzeit) eine Zeit von 9:30 Stunden vor, was einer Rundenzeit von 14:15 Minuten entspricht.

Leider verleitete mich ein lieber Kollege vom Anfang an immer wieder dazu, wesentlich schneller zu laufen als geplant. Ziemlich genau fünfzig Kilometer lang ging das gut; unsere Rundenzeiten lagen zwischen 13:00 und 13:30 Minuten, was einer Endzeit von 8:40 Stunden entsprochen hätte. Eine solche Zeit liegt völlig außerhalb meiner Fähigkeiten - ich war um eine halbe Minute pro Kilometer zu schnell. Ich wusste das natürlich.

Nach fünfzig Kilometern konnte ich das Tempo dann einfach nicht mehr halten, es verließen mich daraufhin sowohl mein "Partner" (nach vorne), als auch meine Kräfte. Ich wurde jede Runde um etwa eine halbe Minute langsamer. Nach knapp sechzig Kilometern machte ich eine kurze Pause, in der ich auch erkannte, dass ich ziemlich dehydriert war (Harnfarbe!). Ich hatte die Temperatur offenbar unterschätzt (mittlerweile hatte es etwa 22 Grad) und viel zu wenig getrunken. Jetzt begann ich auch, Durst zu verspüren - ein Zeichen dafür, dass es ohnehin schon zu spät war...

Es wurde mir klar, dass eine Fortsetzung des Laufes in diesem Zustand nur schädlich sein konnte. Obwohl ein Finish sicherlich möglich gewesen wäre, wäre ich mit der resultierenden 100-km-Zeit wohl kaum zufrieden gewesen. Auch im Hinblick auf den fünf Wochen später stattfindenden 24-Stunden-Lauf in Wörschach wollte ich meine Regenerationszeit nicht unnötig verlängern.

Ich beschloss also nach sechzig Kilometern und 5:29 Stunden, den Lauf zu beenden und somit aus dem 100-km-Wettkampf einen flotten 60-km-Trainingslauf zu machen. Ich meldete mich bei meinem Rundenzähler ab, trank ausgiebig, zog mich um, sah noch eine Zeit lang beim Rennen zu und fuhr dann nach Hause. Nebenbei: meine Fußsohlen waren völlig unversehrt, und das Heftpflaster klebte noch immer hervorragend.

Fazit

Irgendwie ist es seltsam, dass mir das gerade bei dieser Veranstaltung, die von der Strecke her sicherlich die einfachste von allen bisher gelaufenen Ultras ist, passierte. Abgesehen davon sollte ich hier ja einen Heimvorteil haben - ich bin die Runde schon oft im Training gelaufen.

Ich habe dabei jedenfalls einiges gelernt:

  1. Es ist keine gute Idee, sich in der ersten Hälfte eines Ultras von jemandem ziehen zu lassen.
  2. Meine bisherige Taktik, eher langsam zu beginnen, wäre sehr von Vorteil gewesen.
  3. Man kann den Flüssigkeitsbedarf offenbar leicht unterschätzen. Obwohl es um die Mittagszeit nur etwa sechs Grad mehr als beispielsweise beim vorjährigen 12-Stunden-Lauf in Mank hatte (und die Strecke größtenteils im Schatten lag), hätte ich diesmal offenbar beträchtlich mehr Wasser benötigt.

Eigentlich bin ich froh, dass ich diese Dinge hier (zu Hause) erfahren durfte - und nicht etwa bei einer weit entfernten Veranstaltung, wo einen ein solcher Verlauf eines Rennens sicherlich stärker deprimieren kann. Für den nächsten Ultra bin ich jetzt wieder um eine Erfahrung reicher und weiß genauer, worauf ich achten muss.


© Pascal Le Bail. Letzte Änderung: 27. 7. 2004